Als Johann Guttmann 1904 (geb. 1860) das Gemeindehaus von Deutsch Tschantschendorf erwarb, legte er damit den Grundstein für die mittlerweile mehr als 100jährige Geschichte des – für regionale Schmankerln bekannten – Gastgewerbebetriebes Guttmann. Die Übernahme ging jedoch keineswegs reibungslos vonstatten. Für den Erhalt einer eigenen Konzession wurden dem ehemaligen “Gosta” (Vorarbeiter) des Grafen Kottulinsky von der Gemeinde strenge Auflagen erteilt. Immer wieder kam es zu Einsprüchen, die zahlreiche Reisen nach Ungarn in Begleitung des Bürgermeisters notwendig machten. Der elffache Vater (verheiratet mit Johanna, geb. Traupmann) bewies stählerne Nerven und verfolgte mit Konsequenz sein Ziel.
Nachdem Johann Guttmann 1913 schließlich das Gasthaus nach den damals entsprechenden Richtlinien umgebaut hatte, erhielt er – nach 10 Jahren ! – im Juli 1914 endlich den heiß ersehnten Gewerbeschein. Seine Konzession holte er bei den Behörden in Szombathely, zu denen er mit der eigenen Pferdekutsche reiste, zur Sicherheit eigenhändig ab.
Familienbetrieb inmitten des pulsierenden Gemeindelebens
Den Gasthof führte ab 1939 Johann Guttmann’s Sohn Rudolf (geb. 1902) weiter. Auf dessen Initiative wurde das Gasthaus 1959 komplett abgetragen und – mit zusätzlichen Fremdenzimmern – neu errichtet. Da sich der Weinbau nach der Reblauskatastrophe 1890 nicht wirklich erholt hatte und hochqualitativer Wein immer noch rar war, reiste der weinkundige Gastronom regelmäßig ins ungarische Topolz. Mehrere Tage hindurch verkostete er dort bei verschiedenen Winzern die edlen Tropfen der Region und wählte mit großer Sorgfalt die Flaschen für seinen gut sortierten Weinkeller aus – der Sinn der Familie Guttmann für exzellente Weine hat somit Tradition!
Rudolf Guttmann übergab den Betrieb 1967 an seinen Sohn Josef (geb. 1932). Das Engagement von Josef Guttmann galt insbesondere der Jugendkultur der Gemeinde. Seine 1970 eröffnete Tanzbar entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt der Jugendlichen. Durch ihn wurde zudem der Mittwoch über 10 Jahre hindurch ereignisreicher Fixpunkt im Gemeindeleben. Fast jede Woche sorgten legendäre Live-Konzerte im Gasthaus mit Magic 69, Rangers, Jocers, Poleros, Strings, Jets, White Stars, Regenbogen, Calvados, Rockip, Life, California, Kixx und vielen anderen Musikgruppen für unvergessliche Abende und Nächte…
Ein Fest für kühles Bier
Um auch an heißen Sommertagen kühles Bier vom Fass ausschenken zu können, errichtete die Familie Guttmann in einem ehemaligen Rinderstall des Grafen Kottulinsky einen Eiskeller. Dazu wurden aus dem zugefrorenen Strembach mit der Stichsäge Eisblöcke herausgeschnitten und mit Pferdeschlitten in den – als “Gulaschstall” bekannten – Eiskeller gebracht. Dies war jedes Jahr ein Tag, der von Erwachsenen und Kindern als großes Fest gefeiert wurde. Mit Sägespänge isoliert, sorgten die Eisblöcke im Keller den ganzen Sommer hindurch für die notwendige Kühlung der Fässer – bis schließlich 1955 der neue, im Haus eingerichtete Kühlraum diese Funktion übernahm.
Josef Guttmann’s Tochter Herta Walits-Guttmann (geb. 1969) übernahm 1992 den Betrieb und engagiert sich seither als Schmankerlwirtin für den Erhalt regionaler Traditionen und Kochkünste. Die von ihr 2002 eingerichtete Hausvinothek bietet einen Überblick über erlesene und prämierte Spitzenweine aus dem südlichen und mittleren Burgenland sowie der angrenzenden Ost-Steiermark. Unter dem Motto “Gmiatlich & Guat” verwöhnt sie gemeinsam mit Ehemann Josef, den Töchtern Christina & Verena sowie dem gesamten Team ihre Gäste und bietet Zimmer zum Wohlfühlen.